Bruchhausen-Vilsen (Niedersachsen)

Ein Gruppenleiter der Christlichen Pfadfinderschaft Deutschland (CPD) in Bruchhausen-Vilsen soll auf Fahrten mehrere Kinder sexuell missbraucht haben. Und das offenbar über einen sehr langen Zeitraum, man spricht von Jahren. Im Sommer letzten Jahres sprach eine Mutter die Gauführerin der CPD in Vilsen, Anja D., an. Der Anlass: Eben jener Gruppenleiter des Stammes "Siegfried von Xanten" habe sich der Mutter gegenüber offenbart und einen Missbrauch gebeichtet. Die Mutter habe den Pfadfinder "zur Selbstanzeige gedrängt", erklärte D. Die Pfadfinder enthoben nach eigenen Angaben den Gruppenleiter aller seiner Ämter, gleichwohl blieb er Mitglied der CPD. Bei den Pfadfindern in Bruchhausen-Vilsen ging man davon aus, dass es sich bei der Tat um einen Einzelfall handelte. Deshalb seien im Sommer die anderen Eltern der Pfadfinderkinder nicht informiert worden. Im Dezember 2010 meldete sich die Mutter eines jungen Pfadfinders und zeigte weitere Taten an, die möglicherweise seit 2006 passiert waren.

Bruchhausen-Vilsens Pastor Christoph G. informierte unverzüglich das Landeskirchenamt und die Polizei und sprach mit den betroffenen Eltern. Der Täter wurde aufgefordert, sich bei der Polizei selbst anzuzeigen, was dieser auch tat. Schließlich wurden alle Eltern der Kinder beider Pfadfindergruppen über die Vorfälle informiert und Pastor G. schrieb zudem einen Brief an alle Eltern der Konfirmanden, in denen er über die Missbrauchsfälle berichtete. Auch Elternabende wurden organisiert.

Im Dezember 2011 hatte die Staatsanwaltschaft Verden ihre Ermittlungen beendet. Wie Staatsanwalt Lutz Gaebel dem WESER-KURIER auf Nachfrage mitteilte, sei es bereits im Juni 2011 zu einer Anklageerhebung gegen den heute 27jährigen Mann aus Bruchhausen-Vilsen gekommen. "Und zwar wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern und von Schutzbefohlenen in fünf Fällen", wie der Staatsanwalt mitteilte.

Der Tatzeitraum liege in den Jahren 2009 bis 2010. Da die Opfer noch Kinder seien, erfolge die Anklage vor dem Jugendrichter, so Gaebel. Derzeit sei das Verfahren noch nicht eröffnet, weil noch ein Gutachten eingereicht werde. Zuständig ist nun das Amtsgericht Syke.

(Quelle: Weser Kurier vom 04.12.2010 und 16.12.2011)